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Recht haben, Recht kriegen und trotzdem verlieren

Es gibt immer wieder Situationen, in denen es einfach nichts zu gewinnen gibt. Man kann noch so viele Prozesse vor Gericht oder anderswo gewinnen, aber am Ende ist man der Verlierer. Recht zu haben bedeutet nicht, gewonnen zu haben.

Es gibt Sachverhalte, für die niemand etwas kann. Wenn ein unbescholtener Mensch zu Unrecht als Kinderschänder oder Frauenvergewaltiger angezeigt oder verdächtigt wird und deshalb seine berufliche Stellung, seine Reputation und vielleicht auch noch seine seelische Gesundheit verliert, dann kann dieser Mensch noch so viele Prozesse gewinnen – im Ergebnis hat er dennoch sehr viel verloren, vielleicht sogar sein Lebensglück.

Es gibt aber auch Sachverhalte – und das sind die weit überwiegenden in Deutschland – bei denen auf formales Recht beharrt wird, ohne an die Tragweite der Schäden zu denken. Autofahrer kennen die Fahrradfahrer, die auf Landstraßen ihren Platz auf der Straße beanspruchen, oder die Smartphone-gesteuerten Fußgänger, die ohne zu schauen geistig abwesend auf Zebrastreifen wandeln. Als Autofahrer fragt man sich, wo diese Verkehrsteilnehmer ihre Knautschzone sehen, um sich derart in Gefahr zu begeben.

Ich habe meinen Kindern von Anfang an beigebracht, dass das beste Recht nichts nützt, wenn sie ihr restliches Leben als Invalide, möglicherweise sogar noch bettlägerig und mit vielen Schmerzen verbringen müssen.

Unabhängig davon, dass es in Deutschland ohnehin nicht allzu viel Schmerzensgeld gibt, würde das größte Schmerzensgeld nicht so viel Wohlstand herbeizaubern können, um die Einschränkungen, die ein Invalide erlebt, auszugleichen: Schmerzen, keine berufliche Anerkennung, keine Familie, Außenseiter wider Willen, soziales Abstellgleis.

Ich empfehle wirklich jedem, sein Verhalten im Hinblick auf die möglichen Ergebnisse zu hinterfragen.

Dies gilt übrigens auch für selbstschädigendes Verhalten. Natürlich hat jeder das Recht, sein Leben durch Nikotin, Rauschmittel oder Spielsucht zu ruinieren. Aber jeder sollte sein Verhalten vom Ende bzw. Ergebnis her betrachten und bewerten. Nach der Party beginnt das Leben oft erst richtig – darüber sollte man sich im Klaren sein.


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