Schriften der Bibeln
I. Im allgemeinen wird immer von „der“ Bibel gesprochen, was ist in vielerlei Hinsicht nicht richtig ist. Wer sich ein bisschen mit Bibeln beschäftigt, der wird feststellen, dass Bibeln Schriftensammlungen sind, die nicht einheitlich zusammen gestellt sind.
1. Bibeln setzen sich aus den Schriften, Lehren und Unterweisungen des Alten Testaments zusammen, das von den Juden als Tanach bezeichnet wird. Der Tanach wird in der Originalsprache, ganz überwiegend hebräisch, gelesen, bzw. in ihren Gottesdiensten sogar vorgelesen.
2. Das Neue Testament besteht aus Schriften mit den Bezeichnungen Evangelien und Apostelgeschichte, aus Briefen und einer Prophezeiung ( der Apokalypse ). Die Quellen des Neuen Testaments sind ursprünglich in Griechisch verfasst
3. Neben dem Alten und Neuen Testament gibt es sogenannte Apokryphen. Das sind Schriften, die in einigen, aber nicht allen Bibeln Bestandteil sind.
II. Jede der biblischen Schriften spiegelt die Denkweise ihrer jeweiligen Zeit wider und stellt damit auch ein historisches Dokument dar.
Die Sichtweisen und Gottesbilder unterscheiden sich in den einzelnen Schriften oft erheblich:
- Es gibt den strafenden Gott, der Adam und Eva aus dem Paradies vertreibt.
- Es gibt den brutalen Gott, der Israel in Gefangenschaft, Sklaverei und Vergewaltigung überlässt.
- Es gibt den rettenden Gott, der das Volk Israel durch die Wüste führt.
- Es gibt den barmherzigen Gott, der allen vergibt.
Das Alte Testament behandelt vor allem das Verhältnis zwischen den Juden und ihrem Gott. Der Kerngedanke ist, dass die Juden das von Gott auserwählte Volk sind. Das Neue Testament hingegen hat einen universellen Anspruch.
III. Ich persönlich mag die Bibeln, insbesondere das Alte Testament.
Als Agnostiker finde ich es faszinierend, zu lesen, wie die Juden die Welt zu erklären versuchten, um sich mit teilweise sehr brutalen Rahmenbedingungen zu arrangieren.
Auf Grundlage der Thora haben die Juden eine Hochkultur entwickelt. Diese führt schon bei jüdischen Kindern durch frühe und intensive Auseinandersetzung mit der Tanach zu einer hohen Sprachfertigkeit, was möglicherweise den insgesamt sehr hohen Bildungsstand und die beruflichen Erfolge dieser Gemeinschaft erklärt.
Im Alten Testament werden alle gesellschaftlichen Lebenslagen dargestellt:
- Paradies, Wohlstand und Armut
- Vertreibung und Krieg
- Gute und schlechte Führung
- Verwahrlosung und Hybris
Missstände, die wir heute als Dekadenz oder Überheblichkeit bezeichnen, werden klar benannt. Darüber hinaus bietet das Alte Testament Lösungsansätze, die heutzutage oft unpopulär sind – etwa Disziplin, Respekt, Demut und Gottesfurcht.