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Die Autofreie Innenstadt – Grüne Illusionen & Handwerkliche Fehler förder(te)n den Niedergang zahlreicher Stadtzentren

Auch aktuell berichtet Focus-earth, dass autofreie Zonen gut für den Handel seien. Dieses links-grüne Mantra ist nicht neu oder gar unbekannt. Tatsächlich dürfte das Mantra der geistige Unterbau für die aktuelle Unattraktivität der Innenstädte sein.

Status Quo.

Dass das ewige Mantra von der segensreichen autofreien Stadt zumindest in seiner Absolutheit nicht richtig sein kann, ergibt sich schon beim Blick auf die den Innenstädten vorgelagerten, autofreundlichen und insgesamt erfolgreicheren Einkaufszentren. Diese bieten weitgehend all das an, was vormals in den Innenstädten angeboten wurde, bzw. von den Innenstädten angeboten werden könnte.

Aber auch in Städten ist zu beobachten, wie autofreundliche Einkaufszentren aus den 90er Jahren die Fußgängerzonen „austrockneten“. Das Allee-Center mit dem integrierten Parkhaus in Hamm hat die Fußgängerzone mit dem ehemaligen Kaufhaus Galeria ausgestochen. Das Allee-Center ist beliebt, die Weststraße ist durch Leerstand geprägt.

Viele Innenstadtzentren leiden nicht nur unter Leerständen, sondern sind auch wegen Billigwaren-Geschäfte, Wettbüros und Imbissbuden unattraktiv. Die Ansiedlung von (glücklosem) Einzelhandel gelingt da kaum noch. Die Politik versucht, mit Kultur, Gastronomie und Events die Innenstädte zu beleben. Damit räumt die Politik aber letztlich auch ein, dass die Zeit des Handels in den Innenstädten vorbei ist.

Heute leidet der Einzelhandel insgesamt auch unter dem Bedeutungszuwachs des Online-Handels. Das Internet bietet die größte und auch stressfreieste Auswahl an. Der Bestellter muss sich keine Gedanken über Fahrzeiten, Fahrkomfort, Parkplätze, Parkkosten, Bußgelder oder Öffnungszeiten machen. Er muss sich auch nicht Gedanken darüber machen, ob irgendwelche positiven Erlebnisse die Nachteile der Verkehrsinfrastruktur ausgleichen könnten.

Handwerkliche Fehler

Die Städte ignorierten, dass sie über Stadtgrenzen hinaus einen Versorgungsauftrag haben. Viele Geschäfte waren auf hohe Besucherströme oder auf hohe Umsätze angewiesen. Dazu waren sie auch auf die auswärtigen Käufer angewiesen. Mit dem Ausbleiben der Käufer verringerten sich Besucherströme, damit auch die hohen Umsatzzahlen und in der Folge auch zahlreiche Geschäfte und Kaufhäuser.

Mit der Idee von der autofreien Innenstadt haben sich die Städte von ihrem regionalen oder sogar überregionalen Versorgungsauftrag abgewandt und vielmehr die Auswärtigen ausgegrenzt.

  1. Für Auswärtige sind ÖPNV und Fernverkehr erkennbar unpraktikabel und unattraktiv. Der desolate Zustand der Bahnen ist gemeinhin bekannt. Hinzu kommt, dass die Bahnhöfe häufig ebenfalls nur mit PKW zu erreichen sind und nicht genügend Parkplätze vorhalten. Darüber hinaus ist die Bereitschaft, mit Einkaufstaschen beladen öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, gering ausgeprägt. Öffentliche Verkehrsmittel stehen im Verdacht, ein Platz für Kriminelle zu sein.
  2. Der Straßenverkehr wurde durch überteuerte Parkplatzgebühren, Fahrradstraßen, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Busspuren, Baustellen, künstliche Staus und mangelhafte Straßen unattraktiv gemacht.
  3. Die Auswärtigen hatten sich sukzessive umorientiert und sich in Einkaufszentren außerhalb der Innenstädte versorgt. Heute versorgen sich viele Bürger stressfrei komplett über das Internet.

Letztlich führte die „autofreie Innenstadt“ zum Wegfall von Zentralität. Mit der technologischen Entwicklung des Internets ist die Zentralität unwiederbringlich eingebüßt. Ob der Trend überhaupt vermeidbar war, ist unklar. Aber die kundenunfreundliche Verkehrspolitik hatte den Trend in jedem Fall rasant beschleunigt.

Der Glaube, mit Gastronomie und teuren Events könnte die Idee der autofreien Innenstadt erfolgreich umgesetzt oder gar die Zentralität wieder hergestellt werden, ist illusorisch.

  1. Das verkehrsstrukturelle Defizit ändert sich dadurch ja nicht.
  2. Für ein Event nimmt vielleicht der ein oder andere die Strapazen des öffentlichen Verkehrs auf sich, weil dieses Event zeitlich und örtlich einmalig ist. Einzelne Events sind nur punktuelle Highlights. Sie schaffen keine dauerhafte Attraktivität.
  3. Die Gastronomie in den Innenstädten muss sich gegenüber vielen anderen Wettbewerbern behaupten. Der Standortnachteil „autofreie Innenstadt“ entfällt nur bei den Einheimischen. Gerade in den Großstädten stellt sich die Frage, wie eine auf Kaufhäuser ausgerichtete Bebauung den Ansprüchen, die der Gastronomie und der Event-Industrie gestellt werden, gerecht werden soll.

Fazit

Wie so viele links-grüne Dogmen ist auch dieses Dogma von der autofreien Innenstadt in der Praxis gescheitert. Es beruht auf einer einseitigen, destruktiven und diskriminierenden Sichtweise und hat stark dazu beigetragen, dass der Online-Handel stark auf Kosten des innerstädtischen Einzelhandels gewachsen ist.

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