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„Was bedeutet für euch Beziehungsfähigkeit ?“

Diese Frage wurde auf dem Portal spontacts.com gestellt – ein spannender Anlass, über Beziehungsfähigkeit in einem eher ungewöhnlichen Kontext nachzudenken.

Spontatcs – Ein Portal für Freizeitaktivitäten

Interessant ist die Frage gerade deshalb, weil spontacts – im Gegensatz zu den Dating-Portalen – nicht auf die Vermittlung romantischer oder sexueller Partnerschaften ausgerichtet ist.

Stattdessen geht es bei spontacts um die Organisation und Teilnahme an gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Das Portal ist thematisch nach Aktivitäten gegliedert, und der Fokus liegt klar auf dem Gruppenerlebnis. So lernen sich Menschen in zwangloser Atmosphäre kennen – aus gemeinsamen Aktivitäten können sich dann eventuell weitergehende oder tiefere Beziehungen entwickeln.

Im Unterschied zu Plattformen wie X (ehemals twitter) oder facebook steht bei spontacts die Vermittlung realer, persönlicher Kontakte im Mittelpunkt. Politische Botschaften, kontroverse Debatten oder virtuelle Selbstdarstellungen spielen keine Rolle. Es gibt keine Kontaktvorschläge durch Algorithmen – lediglich Aktivitäten, denen man beitreten kann.

Teilnehmerprofile sind einsehbar, was einen ersten Eindruck erlaubt. Der Umgangston ist durchweg moderat, sexualisierte Inhalte oder Profilpräsentationen sind nicht zu finden – der Schwerpunkt liegt klar auf gemeinsamer Freizeitgestaltung.

Beziehungen – ein weites Feld

Schon aus der Struktur von spontacts wird ersichtlich, dass es viele unterschiedliche Arten von Beziehungen geben kann. Jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens vielfältige freiwillige Beziehungen, etwa:

  • Lebenspartnerschaften
  • Versorgungsgemeinschaften
  • Romanzen
  • berufliche Partnerschaften
  • Freizeitkontakte
  • und viele mehr

Während es bei den Dating-Portalen in etwa klar ist, welche Art von Beziehungen die Teilnehmer suchen, ist dies bei spontacts anders:

  • Es gibt Teilnehmer, die Anschluss an Freizeitgruppierungen, Kontakte für ihre Hobbies suchen, oder die ihren Aktionsradius oder Horizont erweitern wollen.
  • Einige suchen dabei nur den einmaligen Kontakt, andere wollen regelmäßige oder dauerhafte Kontakte aufbauen.
  • Einige suchen darüber hinaus tiefere Freundschaften, vielleicht sogar Lebenspartnerschaften oder Versorgungsgemeinschaften.

Anspruchsprofile – Was macht eine Beziehung aus?

Die Person, die die Frage eröffnete, bezog ihre Frage offensichtlich auf eine gewünschte Lebenspartnerschaft.

I. Rationale Aspekte

Die Anforderungen an einen potenziellen Beziehungspartner hängen stark von der gewünschten Beziehungsform, ihrer Intensität, Regelmäßigkeit und Dauer ab:

  1. Einmalige Kontakte erfordern meist geringere Toleranzgrenzen als regelmäßige oder dauerhafte Beziehungen.

    Eine schwierige Persönlichkeit mag als Lebenspartner ungeeignet, als Experte oder Freizeitpartner kann er aber durchaus akzeptabel sein.
  2. Wer eine Langzeitbeziehung sucht, sollte eine konkretere Vorstellungen von der Beziehungsgestaltung – etwa als WG, romantische Partnerschaft oder enge Versorgungsgemeinschaft – haben.

    Aus der Vorstellung heraus ergibt sich dann ein klareres Anspruchsprofil, z.B. bezüglich des Charakters. Je enger die gewünschte Bindung ist, desto höher sind die Anforderungen an Charakter, Verlässlichkeit, Kompatibilität, Bildung oder Hygiene. Kommt der Wunsch zur Familiengründung hinzu, dann sind die Anforderungen noch einmal höher.

  3. In Versorgungsgemeinschaften werden oft Abstriche beim Charakter gemacht – hier steht häufig die Verbesserung der eigenen Lebenssituation im Vordergrund.

  4. Allerdings werden bei Versorgungsgemeinschaften tatsächlich häufig Abstriche beim Anforderungsprofil gemacht. Die Verbesserung der eigenen Versorgungslage ist für viele ein wichtiger Aspekt, eine dauerhafte Beziehung einzugehen. Je nach Charakterschwäche kann die Versorgungsgemeinschaft recht glücklos enden.

II. Emotionale Aspekte

II. Emotionale Aspekte

1. Sympathien

Darüber hinaus kommt es auf Sympathien an. Jemand kann einen Bomben-Charakter haben und objektiv der „perfekte“ Partner sein, aber deshalb muss er trotzdem nicht gemocht oder geliebt sein. Umgekehrt lieben sich Menschen trotz ihrer Schwächen. 

2. Verliebtheit

Der Zustand der Verliebtheit kann den Verstand trüben. Es gibt genügend Beispiele in denen Lebenspartnerschaften sogar in Familiengründungen mündeten, aber dann krachend scheiterten, weil die Euphorie verflog und Unzufriedenheit und Enttäuschung über die nunmehr erkannten Defizite des Partners breit machten.

Wandel von Beziehungen

Beziehungen sind nicht statisch – auch wenn sie oft mit dem Ideal ewiger Liebe ( häufig im Sinne von Verliebtheit ) und Treue beginnen:

  1. Lebenspartnerschaften verändern sich im Laufe der Zeit grundlegend:

    – Romanzen entwickeln sich recht schnell zu pragmatischen Alltagsbeziehungen.
    – Die Lebenspartnerschaften werden darüber hinaus mit den Jahren zunehmend auch Versorgungsgemeinschaften, die zwar Stabilität, Sicherheit und Kontinuität bieten, aber auch Verantwortung, Routine und Gebundenheit mit sich bringen.

  2. Lebensumstände, persönliche Entwicklungen oder äußere Veränderungen fordern Anpassungen:

    Umzüge, Jobwechsel, Familiengründung, Änderungen im Freundeskreis, Krankheit oder sich wandelnde Interessen auf Seiten der Partner verändern das Zusammenleben grundlegend.

  3. In Beziehungen muss die Frage, was der gemeinsame Zweck der Partnerschaft ist, ständig gestellt und geklärt werden. Auch muss hinsichtlich der Gestaltung der Beziehung Einigkeit bestehen.

Trennung und Scheidung

I. Häufige Gründe sind:

  1. Die Lebenspartnerschaft überlebt Alltag und den Wegfall der euphorischen Verliebtheit nicht. Das sind die Lebenspartnerschaften mit kurzer Dauer.

    a. In dem Augenblick, wenn Partner zusammen ziehen, wird die Beziehung enger und der Alltag muss zusammen bewältigt werden. Manchmal funktioniert das Zusammenleben auf der pragmatischen Ebene einfach nicht. Das führt dann zur Ernüchterung, zum Frust und zur Trennung.

    b. Wenn die Verliebtheit schwindet, dann können Sachverhalte wahrgenommen werden, mit denen ein Partner absolut nicht einverstanden ist. Es werden zum Beispiel Süchte oder Persönlichkeitsstörungen wahrgenommen, die der Partner vorher in der Phase der Verliebtheit nicht wahrhaben wollte.

    c. Wenn die Verliebtheit schwindet, dann können sich die Toleranzgrenzen verschieben. Die Bereitschaft, Fremdartiges zu akzeptieren, kann zum Beispiel verloren gehen. Gerade bei Partnerschaften mit binationalen Verhältnissen gehen viele substanzielle Fremdartigkeiten einher und die Scheidungsrate ist um 64 Prozent höher als der Durchschnitt. Bei sogenannten Import-Ehen würde Scheidungsrate sogar bei 80 Prozent liegen. Demnach würde nur jede fünfte Import-Ehe nicht geschieden werden.

    d. Manchmal ist ein Partner einfach nur nicht mit dem Wegfall der Verliebtheit einverstanden. Dieser Trennungsgrund ist ausgesprochen irrational, wird aber nicht selten vorgetragen. Der andere Partner kann diesen Zustand allerdings nicht ändern. Es kommt zwangsläufig zur Scheidung.

  2. Nicht selten such sich ein oder beide Partner einer Lebensgemeinschaft neue Partner. In gewissen Kreisen gilt regelmäßiger Partnerwechsel als modern und progressiv. Wenn sich beide darüber einig sind, ist das auch nicht zu monieren.

  3. Es gibt auch Menschen, die einfach keine Lust haben, die Ehe fortzusetzen. Man habe sich auseinander gelebt.

  4. Es gibt aber auch Menschen, die sich während der Lebenspartnerschaft charakterlich zum Negativen verändert haben. Sie sind boshaft geworden, oder unzufrieden mit ihrem Leben und lassen diesen Frust an ihrem Partner und vielleicht sogar an den Kindern aus.

  5. Suchtmittelabhängigkeiten können auch Grund für eine Trennung sein. Süchte entwickeln sich häufig schleichend über Jahrzehnte. Die Versorgungsgemeinschaft funktioniert irgendwann nicht mehr. Möglicherweise hält mit der Sucht auch Gewalt Einzug.

II. Scheidungsfolgen

  1. Ganz selten erfolgen Trennungen friedlich und komplikationslos.

  2. Mit Trennungen gehen in der Regel Stress, Ärger und Demütigungen einher. Es bleiben häufig emotionale Schäden in Form von Verbitterung zurück. Trennungen werden als als Makel und als persönliche Niederlage empfunden.

  3. Scheidungs- und Trennungsverfahren sind in der Regel finanziell belastend.

    Neubauten und Neufahrzeuge werden regelmäßig mit Verlust verkauft und es bleiben teure Kredite und Vorfälligkeitsentschädigungen offen.

    Häufig bestehen Kredite für Inventar, das kaum verkäuflich ist.

    Die nachehelichen Kosten sind höher, weil nicht nur weil Synergie-Effekte wegfallen, sondern nacheheliche Kosten wie doppelter Wohnraum für Kinder und Kinderbetreuungskosten anfallen.

    Häufig wird in der Folgezeit über Umgangsrechte und Kindesunterhalt gestritten und prozessiert.

  4. Weit verbreitet ist der Irrglaube, dass eine Scheidung im Falle einer günstigen Heirat wirtschaftlich lohnend sei.

    Das stimmt nach deutschem Recht nicht. Vermögen, das in die Ehe eingebracht oder in der Ehezeit geerbt wird, unterliegt nicht dem Zugewinnausgleich. Lediglich der Wertzuwachs ist relevant.

    Der nacheheliche Zugewinnausgleich ist zeitlich begrenzt auf einen Viertel des ehelichen Zeitraums. Die Höhe ist ebenfalls gedeckelt.

Ergebnis

  1. Wer eine dauerhafte Beziehung anstrebt, sollte sich bewusst mit der eigenen Beziehungsfähigkeit auseinandersetzen – und mit den Konsequenzen einer möglichen Trennung.
  2. Es ist sinnvoll, klare Vorstellungen über Art und Ausgestaltung von Beziehungen zu entwickeln. Daraus ergeben sich realistische Maßstäbe für die Partnerwahl.
  3. Beziehungen sind dynamisch. Eine flexible und anpassungsfähige Haltung ist essenziell, um sie tragfähig und dauerhaft zu gestalten. In der Regel empfiehlt es sich, dass beide Partner ein gewisses Maß an wirtschaftlicher Eigenständigkeit erhalten.

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