Bild für Frieden in Europa - generiert mit Perplexity
| |

Der 14. September 1958 ist ein denkwürdiger Tag – Konrad Adenauer und Charles de Gaulle trafen sich erstmals und privat. Sie stellten in Westeuropa die Weichen auf Frieden und Völkerverständigung. –

Mit der Einladung von de Gaulle in dessen Privathaus signalisierte dieser sein persönliches Interesse an einem Ende der jahrzehntelangen Hasskultur in Deutschland und Frankreich.

Der den US-Amerikanern zugewandte Konrad Adenauer war sich jedoch nicht sicher, ob die Einladung zu einer Versöhnung führen könnte.

De Gaulle, der als Berufssoldat, zuletzt im Rang eines Generals, mit den Deutschen persönlich schlechte Erfahrungen gesammelt hatte, galt als Hardliner gegen deutsche Interessen. Er forderte u.a. unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg die Zerschlagung des westlichen Rests Deutschlands, knüpfte also anfänglich politisch an die repressive Tradition, die im Versailler Vertrag und dessen Durchsetzung seinen Ausdruck fand, politisch an.

Für die Deutschen war der Versailler Vertrag kein Friedensvertrag, sondern eine Demütigung. Die Besetzung des Rheinlands und des Ruhrgebiets wurde naturgemäß als feindlichen Akt wahrgenommen. Konrad Adenauer sah daher wenig Hoffnung für eine politische Annäherung mit Charles De Gaulle; zumal auch der Hass in der französischen Bevölkerung gegen Deutsche auch ausgesprochen stark ausgeprägt war. De Gaulle war nun einmal auch gewählter Volksvertreter der Franzosen.

Offensichtlich hatte sich aber auch bei De Gaulle zwischenzeitlich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Fortsetzung von Hasskultur und sog. Erbfeindschaft in Anbetracht der vielen Millionen Toten und Invaliden nicht zu halten war. Außerdem regte sich auch in den jüngeren Jahrgängen eine Abneigung gegen diese Einstellung. Auch wirtschaftlich sind derartige Feinschaften keine gute Idee; zumal Deutschland wirtschaftlich an Frankreich vorbei zog. Zuletzt sah Präsident de Gaulle Frankreich der gleichen Gefahr wie Deutschland ausgesetzt, nämlich der Gefahr des roten Sozialismus und eines weiteren Weltkriegs. Die Fortsetzung der Hasskultur machte einfach keinen Sinn. Vielmehr geboten gemeinsame Wirtschafts-, Verteidigungs- und Friedensinteresse einen umfassenden Schulterschluss.

Mit der persönlichen Einladung an Konrad Adenauer in sein Privathaus bewies General und Präsident de Gaulle nicht nur Vernunft, sondern auch eine bemerkenswerte persönliche Größe, die letztlich von historischer Tragweite werden sollte. Er hatte damit letztlich den Grundstein für ein friedliches und wirtschaftlich florierendes Westeuropa gelegt. Das durch Konrad Adenauer und Charles de Gaulle in der Folge entstehende deutsch-französische Freundschaftsverhältnis sollte für die nächsten Jahrzehnte das Fundament für Frieden, Völkerverständigung, europäischer Kulturaustausch und Handel in Westeuropa werden. In Anbetracht von drei Kriegen in 70 Jahren, davon zwei katastrophalen Weltkriegen mit vielen Millionen Toten, Invaliden und Zerstörungen, ist die persönliche Leistung von De Gaulle als historisch herausragend einzuordnen.

Diese historische Leistung ist nicht mehr hinreichend im kollektiven Bewusstsein. Der ehemalige Bundeskanzler Kohl war der letzte Bundeskanzler, der die deutsch-französische Freundschaft in Anbetracht dieser Kriege besonders und authentisch hervorhob, indem er mit dem damaligen Präsidenten Mitterrand am 22. September 1984 symbol- und einträchtig Hand-in-Hand den unsäglich vielen europäischen Toten in Verdun gedachte.

Mit dem Ausscheiden von Bundeskanzler Kohl und Präsidenten Mitterrand aus ihren Ämtern verschwanden aus der Politik auch die letzten Vertreter einer Generation, die den letzten Weltkrieg und seine grausamen Folgen noch selbst erlebten. Die Generation, die noch echte Dankbarkeit für Frieden und Demut im Angesicht der vielen Toten, der Armut und der Trümmer Dankbarkeit empfanden, hatte sich mit diesen beiden Führungspersönlichkeiten aus der Politik verabschiedet.

Mit dem SPD-Bundeskanzler Schröder und dem Grünen-Außenminister Fischer kamen nunmehr politische Vertreter der Boomer-Generationen an die Macht, die durch Aufstieg, guter Versorgungslage und auch Überversorgung geprägt waren. Es war die Politiker-Generation von insgesamt eher historisch mäßig gebildeten, links-ideologischen Moralisten und selbstgerechten antifaschistischen Richter, für die Krieg und Frieden nur eine missionarische und keine tiefgründige Angelegenheit war. Sie bestimmten nunmehr selbstherrlich, wer ein verabscheuungswürdiger Nazi, Imperialist oder Kapitalist ist. Mit Gerald Schröder kamen markante Personen an die Macht, deren Integrität und deren historische Bildung mehr als fraglich war. Auffälligster Vertreter dieser Spezies war Joschka Fischer, der ohne Schul- und Berufsabschluss und trotz seiner Historie im linksextremistischen Gewaltmillieu Außenminister wurde. Unter Bundeskanzler Schröder begann die bedauerliche und erstaunliche Fehlentwicklung der Bundeswehr von der grundgesetzkonformen Verteidigungsarmee hin zur sog. Eingreifruppe, die an teuren, völkerrechtlich problematischen, unsinnigen und daher letztlich auch erfolglosen Kriegen gegen Terror teilnahm. Die Außenpolitik veränderte sich immer weiter weg von der im Grundgesetz vorgeschriebenen Friedensdiplomatie bis hin zur heutigen Moral-Politik mit zahlreichen – für diplomatische Verhältnisse – rhetorischen Entgleisungen.

Die deutsche Außenpolitik steht nunmehr vor einem Trümmerhaufen. War in der Ära Adenauer der Hass der Sowjetunion lediglich gegen den Westen als Ganzes gerichtet und vorrangig ideologischer Natur, so ist Deutschland inzwischen explizit Feindland für Russland und wird auch emotional so wahrgenommen. Die Moral-Politik verprellte auch viele andere Bric-Länder, aber auch europäische Länder, die sich in ihrer staatlichen Souveränität tangiert sehen. Wir haben nunmehr eine Ist-Situation, die die Väter des Grundgesetzes nicht wollten, und dies auch noch selbstverschuldet.

Wir sollten als Bürger den 14. September hochhalten, als ein Tag der Erinnerung, dass es auch anders geht, nämlich mit Diplomatie, rhetorischer und moralischer Zurückhaltung.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert